CDU Edingen-Neckarhausen.
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Aus aktuellem Anlass zur Situation in Afghanistan

"Die Geister, die ich rief, werd ich nicht mehr los."

Nun ist es wieder passiert. Westliche Truppen und ihre Angehörigen verlassen fluchtartig ein geschundenes Land, das seit vielen Jahrzehnten unter Bürgerkrieg, Stellvertreterkrieg, ausländischen Invasionen und schier unendlichem Leid leidet. Die Bilder der in Panik fliehenden Menschen auf dem Kabuler Flughafen, die im Minutentakt abhebenden Militärhubscharuber vom Typ CH-47 Chinook, sowie die mit Mensch und Material vollgestopften C-17 Globemaster der US Airforce, wecken düstere Erinnerungen an die überstürzte und demütigende Operation Frequent Wind, die Flucht der Amerikaner aus Saigon, im Jahre 1975.

Westliche Politiker, Journalisten und Bürger reiben sich die verwundert, besorgt und mitunter entsetzt und gar wütend die Augen und fragen sich, wie solch ein außen- und sicherheitspolitisches Desaster, bei all der militärischen Überlegenheit der NATO, der afghanischen Armee, der weltumspannenden technischen Möglichkeit nachrichtendienstlicher Aufklärung und schier grenzenlosen Militärbudgets möglich sein kann. Wenn man all diese bestimmenden Faktoren zugrunde legt, ist es schier unmöglich, dass alle westlichen Regierungen plus alle ihnen direkt und indirekt verbundenen Regime der Region nichts von der Geschwindigkeit des Taliban-Vormarschs mitbekommen haben sollen. Alleine die in Echtzeit stattfindende, lückenlose satellitengestützte Land- und Telekommunikationsüberwachung der Amerikaner ermöglicht rund um die Uhr jede nur erdenkliche Veränderung der Lage zu Land und in der Luft. Weshalb nun ausgerechnet die Amerikaner dieses Wissen nicht an ihre zuständigen Einheiten und Verbündeten weitergegeben haben wird sich sicher noch aufklären. Was noch viel schlimmer ist, ist die Tatsache, dass die Deutschen und Europäer ohne amerikanische Unterstützung vollkommen blind und handlungsunfähig sind. Leider ist dies seit Jahren bekannt, doch geändert hat sich daran bislang nichts. Nun wird diese nicht-Eisatzfähigkeit der EU der ganzen Welt vor Saugen geführt. Der Westen erlebt mal wieder ein Waterloo, Geo- und Machtpolitisch eine Niederlage historischen Ausmaßes. Nachdem nun schon Fernost-, Zentralasien, Afrika, der Maghreb und Maschrek größtenteils dem europäischen und amerikanischen Einfluss entglitten sind, folgt nun auch dieser strategisch wichtige Teil Zentralasien, wobei sich der Kontrollverlust schon seit Mitte der 90er Jahre abzeichnet. Regionalmächte, allen voran Pakistan, das diesen Taliban- Feldzug maßgeblich geplant und umgesetzt hat, mit seiner neuen Schutzmacht China im Hintergrund, bestimmen nun endgültig die Agenda in der Region. Für Indien, den Westen aber auch für die arabischen Staaten, Persien, Türkei und Russland stellt dies ebenfalls einen Paradigmenwechsel dar. Neu Allianzen zeichnen sich am Horizont der Weltgeschichte ab. Nun hat China, mit seinen neuen Handlangern, den ehemaligen Verbündeten und späteren Feinden der USA - den Taliban - die Karten in seinem Hinterhof neu gemischt.

(LS)